5 Domus solaratae der Periode Cluny III
Typologie

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DOI

10.34663/9783945561058-07

Citation

Flüge, Bernhard (2015). Domus solaratae der Periode Cluny III Typologie. In: Domus solaratae: Untersuchungen zu Steinhaus und Stadtentstehung um 1100 in Cluny. Berlin: Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften.

5.1 Vorbemerkungen

Abb. 5.1: Isometrische Rekonstruktion des ‚Haus mit Rundbogentor‘ von 1091 in Cluny, das bislang älteste datierte mittelalterliche Stadthaus Frankreichs.
Pl. 9.17, Ausschnitt. Darstellung im Größenverhältnis zu Abb. 5.2.

Abb. 5.1: Isometrische Rekonstruktion des ‚Haus mit Rundbogentor‘ von 1091 in Cluny, das bislang älteste datierte mittelalterliche Stadthaus Frankreichs.
Pl. 9.17, Ausschnitt. Darstellung im Größenverhältnis zu Abb. 5.2.

Das Hauptinteresse der Untersuchung gilt den neu erkannten Stadthäusern in Cluny, die noch dem 11. Jahrhundert oder der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts angehören. Sie markieren den Ausbau der villa bzw. des burgus Cluniacum zur mittelalterlichen Stadt, der die Erweiterung und Neugestaltung der Abtei in der Periode Cluny III ab ca. 1088 begleitete.1 Das ‚Haus mit Rundbogentor‘ von 1091 und der ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ von 1136 wurden als Beispiele dieser Gruppe detailliert untersucht und dokumentiert (Abb. 5.1, 5.2).

Abb. 5.2: Isometrische Rekonstruktion des ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ von 1136 (rechts) in Cluny, das zweitälteste datierte mittelalterliche Stadthaus des Landes.
Pl. 9.34, Ausschnitt. Darstellung im Größenverhältnis zu Abb. 5.1.

Abb. 5.2: Isometrische Rekonstruktion des ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ von 1136 (rechts) in Cluny, das zweitälteste datierte mittelalterliche Stadthaus des Landes.
Pl. 9.34, Ausschnitt. Darstellung im Größenverhältnis zu Abb. 5.1.

Besonderheiten und Bedeutung dieser ältesten Steinhäuser für die Interpretation der Stadtentstehung von Cluny sind in den jeweiligen Einzelbeschreibungen sowie im Kapitel Siedlungsgeschichte und Stadtanlage behandelt.2 Sie bilden zusammen mit den ebenfalls neu identifizierten Saalbauten ‚Bau I um 1100‘ der Parzelle 1–3, rue de la Chanaise und Aula von 1107/08 (d) ein Stemma, das allerdings nur kurz ist, so dass verallgemeinernde Aussagen zur Typologie einer sorgfältigen Begründung bedürfen. Dass die Bildung einer Typologie überhaupt möglich ist, liegt an mehreren Umständen: Der weitgehende Erhalt der Substanz, die nachgewiesene Konstruktion, Datierung und Baugliederung, die kohärenten und einfachen Ergebnisse zu Bauproportion und –dimensionierung, die hohe Zahl von Nachfolgebauten mit beharrenden Merkmalen, die am Ort konzentriert stehen, und die Präsenz der konstruktiv und stilistisch maßgebenden Abteikirche sind Voraussetzungen für die nachfolgend getroffenen Aussagen zur Typologie der domus solarata von Cluny.3

Wie im Abschnitt zur Forschungsgeschichte angesprochen, sind in den letzten Jahren auch andernorts die Fragmente freistehender Steinhäuser als Hausbesatz einer Stadtgründung um 1100 identifiziert worden. Allerdings ist der Bestand so stark zertrümmert, dass annähernd noch ein Gebäudetypus erfasst, nur im Ausnahmefall aber ein individuelles Bild dargestellt werden kann. Hochmittelalterliche, zwei– und mehrgeschossige Wohnhäuser werden häufiger als „Turmhäuser“ bezeichnet. Dieser Terminus ist insofern fragwürdig, als die historischen Quellen die Wohnhäuser (domus), trotz eines Gebäudeschnitts mit gegebenenfalls quadratischer oder hochrechteckiger Proportion, nicht mit dem Begriff turris verbinden.4 Die turris hat ursprünglich Wehrfunktion und wird als privater Wehrturm, in der Folge als repräsentativer Geschlechterturm und dergleichen erst im fortgeschrittenen 12. Jahrhundert in den Städten verbreitet. Der Turm bildet dann einen Zusatz zum eigentlichen Wohnhaus.5 Die in Freiburg i. Br. vorgefundenen, viereckigen Hausgrundrisse der Stadtgründungszeit mit Vor– und Hinterhof sowie stellenweise erhaltenen Seitenmauern wurden sicherlich zutreffend mit dem Typus des sehr bekannten, noch stehenden Baus in Rosheim, nahe Straßburg, verbunden,6 der in die Zeit nach 1150 eingeschätzt werden kann. Die Ähnlichkeit mit ikonographischen Hausdarstellungen des 9.–12. Jahrhunderts ist groß,7 darf aber nicht zu vordergründig verstanden werden. In den Quellen wird das Stadthaus zum besseren Verständnis tendenziell als Einzelhaus dargestellt, d.h., ikonographisch codiert, selbst in der Zeit, als bereits Reihenhäuser existieren, da die reduzierte mittelalterliche Darstellung weniger den baulichen Kontext als das Einzelobjekt mit seinen signifikanten Eigenschaften thematisiert.8 Erst die bauarchäologische Feststellung, dass die dargestellten Haustypen generell als Einzelhäuser konzipiert sind, oder aber ausdrückliche Vorgaben des begleitenden Texts, erlauben es, die ikonographisch dargestellten Objekte als Einzelhäuser zu definieren. Dagegen erscheinen in der Ikonographie drei Merkmale, die nicht fehlgedeutet werden können: Steinhäuser sind durch Fugenwerk gekennzeichnet; sofern Dachflächen dargestellt sind, sind sie ziegelgedeckt; vor allem aber sind es Häuser, die ein Obergeschoss haben und im Einzelfall mit einem seitlich außerhalb gelegenem Aufgang bzw. zusätzlichem Dachgeschoss dargestellt sind. Es sind diese Eigenschaften, die Étienne Huberts Quellenstudie zum hochmittelalterlichen Wohnbau in Rom (10.–13. Jahrhundert) dem repräsentativen Stadthaus zuordnen kann, obgleich auf bauarchäologischer Seite noch kaum verwertbare Hausbeispiele zur Verfügung stehen.9 Dieser Typ des Stadthauses wird als domus solarata bezeichnet10 und von der einfachen, eingeschossigen domus terrinea unterschieden.11 Diese wird in Rom vom Hochmittelalter an von der domus solarata abgelöst, die sich nach 1150 als „modèle de l’habitation urbaine“ behauptet12 und bis zum 13. Jahrhundert zur geschlossenen Bebauung entwickelt. Die vorliegende Untersuchung in Cluny kommt zu einem identischen Ergebnis, so dass die analysierten Steinhäuser auch hier als domus solaratae bezeichnet werden können.

5.2 Häuser der Zeit vor 1150: freistehend konzipierte Saalgeschossbauten

5.2.1 Verbreitung eines Stadthaustypus von der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts an

Den in den Kapiteln zum Baubefund des Hauses von 1091 bzw. der Aula von 1108 sowie zur Stadtanlage erläuterten und bauhistorischen und –archäologischen Ergebnissen zufolge beginnt die Verbreitung von Steinhäusern mit Obergeschoss in Cluny etwa mit Einsetzen der burgus-Periode am Ende des 11. Jahrhunderts, die den Ausbau der Abtei zur kolossalen Anlage III begleitet.13 Ab dieser Zeit erfährt Cluny innerhalb von drei Generationen eine starke Neugestaltung und ist nachweislich im Ausbau zur Stadt begriffen. Der Ausbau erfährt mit der Ummauerung ab ca. 1180 seinen Höhepunkt, während die Bezeichnung burgus ab 1166 wieder aufgegeben wird.14 Von den Häusern des burgus aus der Zeit vor 1150 werden vorliegend drei Steinhäuser mit Obergeschoss bekannt, die ab dem Ende des 11. Jahrhunderts errichtet wurden. Zwei von ihnen liegen an markant exponierten Stellen, das dritte (und älteste) am Ausgang des burgus in Richtung Autun, wo es über einen eigenen kleinen Quellwasserkanal verfügte. Solche Steinhäuser stellten bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts noch keineswegs den Standard des Hausbesatzes dar. Wo Steinbebauung existierte, sind seit der Zeit um 1100 kontinuierlich Reste im Bestand erhalten geblieben. Diese sind aufgrund der Bauweise und des Materials identifizierbar, das zudem – für das Haus von 1091 – auf die Verwendung von oberflächennahen geologischen Straten als Baumineral hinweist. So bleibt Grund zur Annahme, dass die Siedlungtextur Clunys bis weit ins 12. Jahrhundert hinein mehrheitlich durch eingeschossige, hölzerne Pfosten– und Schwellenhäuser isolierten Typs auf längsrechteckigem Grundriss geprägt war.

Abb. 5.3: Bandkeramisches Rechteckhaus von Köln-Lindenthal (um 3000 vor Chr.), dessen Grundriss wie der des Hauses von 1091 in Cluny unter Verwendung der Hausbreite als halbe Diagonalstrecke abgesteckt wurde.
n. Naredi-Rainer 1982, S. 207 Abb. 107 (ohne Nordung).

Abb. 5.3: Bandkeramisches Rechteckhaus von Köln-Lindenthal (um 3000 vor Chr.), dessen Grundriss wie der des Hauses von 1091 in Cluny unter Verwendung der Hausbreite als halbe Diagonalstrecke abgesteckt wurde.
n. Naredi-Rainer 1982, S. 207 Abb. 107 (ohne Nordung).

Abb. 5.4: Provinzialrömisches Votivhäuschen an die boni casus (2.–3. Jh.).
Rechteckhaus mit Giebel zur Schmalseite, diese mit Rundbogentor.
Osterburken, Limesmuseum.

Abb. 5.4: Provinzialrömisches Votivhäuschen an die boni casus (2.–3. Jh.).
Rechteckhaus mit Giebel zur Schmalseite, diese mit Rundbogentor.
Osterburken, Limesmuseum.

Das ‚Haus mit Rundbogentor‘ von 1090/91 (d) stellt sich als steinernes Rechteckhaus mit Vorhof und einem Obergeschoss dar, das mit außenliegendem Aufgang zu rekonstruieren ist. Dieser Typus ist seit dem Frühmittelalter nachgewiesen und kann einer gehobenen Bevölkerungsschicht zugeordnet werden (Abb. 5.5). Als Rechteckhaus ist es nicht nur aufgrund einer viereckigen Grundrissform, sondern auch nach deren Geometrie eines exakten Rechtecks zu präzisieren. Die Sorgfalt des Hausbaus, die die Schritte der Konzeption und der Absteckung noch nachvollziehen lässt, steht allerdings im Widerspruch zu den fehlenden Fundamentgräben, die vom 12. Jahrhundert an immer vorhanden sind, und zur ungenügenden, einschaligen Hangabmauerung an der Rückwand. In diesen Merkmalen gibt sich möglicherweise noch die Baupraxis eingeschossiger Holzbauten zu erkennen, wie sie sich in Cluny im Grabungsergebnis im Bereich Place du Marché für die Zeit zwischen dem 4. und 11. Jahrhundert abzeichnen.15 Trotz der Unterschiede in Material und Geschossigkeit – die das Haus von 1091 aus der Umgebung heraushoben – wurden nach den geschilderten Beobachtungen bei dessen Bau weit zurückreichende Traditionen aufgegriffen (vgl. Abb. 5.3, 5.4).16 Vergleichbare Steinhäuser sind in der villa Cluniacum freilich vereinzelt denkbar, dazu kann bislang allerdings fast nichts Verbindliches gesagt werden. Im ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ von 1136 ist in der westlichen Treppe des Gangsystems (s. Pl. 9.29) das Fragment eines steinernen Rahmens mit Löchern für Gitterstangen in Zweitverwendung als Stufe eingebaut. Es stammt aus einem älteren Steinbau, möglicherweise der villa Cluniacum. Eine Nachricht über die Durchsetzung des Steinbaus gegenüber dem Holzbau in der Abtei unter Odilo von Mercoeur (Abbatiat 994–1049) ist in der Einzelbeschreibung der Aula von 1108 angeführt.17 Sie könnte auf allgemeine Wertschätzung und Förderung des Steinbaus in Cluny ab dem 11. Jahrhundert hinweisen.

Ein Haus von der Größe und Art des ‚Haus mit Rundbogentor‘ von 1091 ist nach den Quellen schon zur Jahrhundertmitte in Cluny vorstellbar. Aus dem Jahr 1065 kommt die älteste bekannte Nachricht zu einem Haus in der villa.18 Der junge Mann Jozeran „tauscht das Vergängliche mit dem Unvergänglichen ein“ und übergibt der Abtei sein Haus, um dort ein Armenhospiz einzurichten.19 Einer seiner Diener soll für Wasser, Feuer und Verköstigung sorgen. Das Haus muss ausreichend groß für eine derartige Nutzung sein, doch wird auch gesagt, dass „im Verhältnis zum daselbst festgesetzten Maßstab“ („pro modulo inibi statuto“) für Arme gesorgt werden solle. Die vorsichtige Schätzung, dass das Haus mit einem Diener maximal etwa zehn Schlafstellen, daneben zehn Pflegebetten und eine Feuerstelle in einem kleineren Saalgeschoss bot, und dass zwei große Speisetafeln aufgelegt wurden, ermittelt einen Flächenbedarf von ca. 55 bis 60 m2. Im Wissen um den approximativen Charakter dieser Zahlen kann der Vergleich mit dem ‚Haus mit Rundbogentor‘ hergestellt werden, das im Obergeschoss über eine Nutzfläche von ca. 49.78 m2 verfügte. Ob das Haus des Jozeran ein Steinbau mit Obergeschoss war, sei dahingestellt, doch ist das angesichts seiner sozialen Stellung – Jozeran hatte Diener und Grundbesitz – nicht absurd. Als beiläufige Information signalisieren ein Rebberg, Ackerland und Weiden, die Jozeran außer dem Haus der Abtei vermachte, dass die ökonomische Struktur gemischter Landwirtschaft in Cluny sich in den 150 Jahren seit der Gründung der Abtei bis zur Abfassung der Urkunde im Jahr 1065 nicht verändert hatte.

Das ‚Haus mit Rundbogentor‘ von 1091 ist nicht auffallend hoch proportioniert zu rekonstruieren, sondern lang und schmal, mit der Stirnseite zur Straße hin orientiert, und es hatte einen Vorhof.20 Es ist nicht auszuschließen, dass dort ein Vordach auf einer Holzkonstruktion oder Ähnlichem stand, wie es z. B. Santangeli Valenzanis Rekonstruktion vergleichbar proportionierter, frühmittelalterlicher stadtrömischer Wohnhäuser auf dem Nerva-Forum zeigt, dort allerdings von Mauerwerk getragen und wahrscheinlich in Anlehnung an die Portikus antiker Streifenhäuser errichtet (Abb. 5.5).21

Abb. 5.5: Rom, Nerva-Forum, frühmittelalterliche Bebauung.
Rechteckhäuser mit Obergeschoss (domus solaratae) und Außentreppen, davon eines mit Arkadenvorbau.
Teils hypothetische Rekonstruktion nach Baufragmenten.
Santangeli Valenzani 1997, S. 69 Abb. 5.
Ausschnitt: Verfasser.

Abb. 5.5: Rom, Nerva-Forum, frühmittelalterliche Bebauung.
Rechteckhäuser mit Obergeschoss (domus solaratae) und Außentreppen, davon eines mit Arkadenvorbau.
Teils hypothetische Rekonstruktion nach Baufragmenten.
Santangeli Valenzani 1997, S. 69 Abb. 5.
Ausschnitt: Verfasser.

Wo der Typus des mittelalterlichen, zwei– und mehrgeschossigen steinernen Rechteckhauses zuerst eingesetzt wurde, ist derzeit noch nicht zu sagen. Es ist zu vermuten, dass er im byzantinisch beeinflussten Oberitalien verbreitet war, das als Zentrum der vorromanischen Baukultur in Europa angesprochen werden kann. Auf die Tradition oder Rezeption antiker Streifenhäuser scheint das ‚Haus mit Rundbogentor‘ nicht unmittelbar zurückzugehen, obwohl einige Gemeinsamkeiten aufzuzählen wären, wie die Parzellenform, das hammerrechte Mauerwerk und andere Konstruktions– und Gestaltungsmerkmale, oder auch der Abstand des Erdgeschossraums zur Straße, der allerdings bei den Streifenhäusern häufig von einem einräumigen Keller belegt und gelegentlich von einem Obergeschoss überbaut wird.22 Der markanteste Unterschied zum gegliederten, meist eingeschossigen antiken Haus stellt sich in der kompakten, zweigeschossigen Erscheinung des mittelalterlichen Hauses mit dem Obergeschoss als Hauptgeschoss dar. Die Mehrgeschossigkeit initiiert die Trennung von Wohnen und Arbeiten und die Trennung des privaten Lebens vom sozialen.23 Am Grundriss des Hauses von 1091 (Pl. 9.7) lässt sich ermessen, dass die Grenzziehung der Parzelle den stehenden Bau von 1091 berücksichtigt. Die Orientierung des Hauses und der langgestreckte rückwärtige Garten genügen der Annahme, dass das zugehörige Grundstück schon immer einen Landstreifen mit der Schmalseite zur Straße bildete. Allerdings ist an keiner Seite der heutigen, nach dem Baubefund noch auf das Mittelalter zurückgehenden Situation definitiv die Subsistenz der ursprünglichen Parzellengrenze festzustellen.24 Das bedeutet, dass die Stadtanlage in Cluny, die ja von Bauten wie dem Haus von 1091 eingeläutet wird, keinen einmaligen planerischen Akt auf freiem Feld darstellt, sondern als durchaus planvoller Ausbau, Verdichtungs– und Erweiterungsprozess zu verstehen ist, der bestehende Strukturen berücksichtigt.25

5.2.2 Saalhäuser mit Treppenvorbau (1. H. 12. Jh.)

Die Betonung und, seit dem 12. Jahrhundert, Multiplikation der Obergeschosse der Häuser ist ein Phänomen der hochmittelalterlichen Städte, das nicht ausschließlich mit dem Bevölkerungszuwachs auf begrenzter Fläche und daraus resultierender Stadtverdichtung zu erklären ist, sondern auch mit der Übernahme eines prestigeverhafteten Hausmodells durch eine wachsende Zahl wohlhabender Bauherren, da es auch dort auftritt, wo an Leerflächen kein Mangel ist.26 Der ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ von 1136 vereint ein zweigeschossiges Saalhaus mit einem Rechteckhaus, das für die Bauzeit ungewöhnliche vier Geschosse hat: Sockel– oder Kellergeschoss, Saalgeschoss und zwei weitere Obergeschosse. Auf die Besonderheit des kombinierten Typus und seine Herkunft aus dem Feudalbau wurde oben hingewiesen.27 Die Einzelform des Rechteckhauses ist, wie beschrieben, schon Ende des 11. Jahrhunderts in Cluny vorhanden; sie wurde an der domus lapidea von 1136 vertikal erweitert. Für den anderen der beiden Baukomponenten, den zweigeschossigen Saalbau mit Treppenvorbau, sind zwei Beispiele aus der Zeit um 1100 vor Ort noch fassbar: das Fragment ‚Bau I um 1100‘ der Parzelle 1–3, rue de la Chanaise sowie die in Kapitel 3 typologisch bestimmte Aula von 1108 in der Abtei. Wenngleich der Großbau der Aula sich im äußeren Eindruck von den Stadthäusern unterscheidet, wird in der Baugliederung in Vorbau, Sockelgeschoss und Saalgeschoss eine enge strukturelle Verwandtschaft offenbar, die sich in der hochmittelalterlichen Terminologie (domus, solarium) fortsetzt.

Abb. 5.6: Nordsyrien, Andrôn de Sergilla.
Spätantikes traufständiges Haus mit Solarienvorbau.
Tate 1992, S. 174 Abb. 113 , 1–4).

Abb. 5.6: Nordsyrien, Andrôn de Sergilla.
Spätantikes traufständiges Haus mit Solarienvorbau.
Tate 1992, S. 174 Abb. 113 , 1–4).

Diese Verwandtschaft wird in den Folgeabschnitten noch erläutert. Während aber für die Aula als typologische Vorbilder karolingische und ottonische Großbauten angeführt werden können,28 die ihrerseits den Typus des frühmittelalterlichen Saalhauses mit Sockelgeschoss (Abb. 5.5) mit der Größe und, als charakteristische Einzelheit, dem Obergaden spätrömischer Marktbasiliken verbinden, sind für die kleineren privaten Saalhäuser mit Treppenvorbau in Cluny im Kulturraum West– und Mitteleuropas keine unmittelbaren Vorbilder bekannt. Die im Querschnitt vergleichbare Baugliederung könnte als Hinweis auf die Anlehnung der kleineren Saalhäuser an palatia im Adelshof– oder Klosterkontext gewertet werden. Möglicherweise auch war der Saalhaustypus mit Vorbau an der Traufseite als eigene Variante des zweigeschossigen frühmittelalterlichen Saalhauses in Oberitalien beheimatet und begleitete den Export des Kirchenbaus in nördlich gelegene Regionen. Im Mittelmeerraum ist der Typus des traufständigen zweigeschossigen Hauses mit ebenfalls zweigeschossigem, offenem Vorbau bereits in der Spätantike bekannt und beispielsweise in Nordsyrien nachgewiesen worden (Andrôn de Sergilla, Abb. 5.6).29

Abb. 5.7: Autun, römisches Stadttor Porte d’Arroux (Außenseite).
Bauaufnahme des 19. Jahrhunderts.
Centre dʼétudes clunisiennes.

Abb. 5.7: Autun, römisches Stadttor Porte d’Arroux (Außenseite).
Bauaufnahme des 19. Jahrhunderts.
Centre dʼétudes clunisiennes.

Allerdings handelt es sich dort um einen reinen Werksteinbau, dessen offene Front nicht durch Arkaden, sondern durch Säulenreihen gebildet wird. Wenn auch seit dem Abbatiat Hugos (1049–1109) Verbindungen von Cluny in den Orient bestanden, beispielsweise über die Priorate Notre-Dame-de-Josaphat, Berg Tabor, Palmarea (nahe Tiberias), Saint-Jean d’Acre (Israel) und Civitot (nahe Konstantinopel),30 könnte doch aufgrund der stilistischen und konstruktiven Unterschiede nur mit Mühe eine unmittelbare Vorbildhaftigkeit der syrischen Bauten für die Saalhäuser von Cluny begründet werden.

Abb. 5.8: Cluny, Haus 25, rue de la République, Reihenhaus, Fassade Ende 12. Jh.
Die Fassade greift Gliederung und Gestaltungsmerkmale des römischen Doppeltors auf.
Die auf eine moderne Restaurierung zurückgehenden Mauerzungen in der Arkadenöffnung wurden zur richtigen Darstellung des Typus abgedunkelt.

Abb. 5.8: Cluny, Haus 25, rue de la République, Reihenhaus, Fassade Ende 12. Jh.
Die Fassade greift Gliederung und Gestaltungsmerkmale des römischen Doppeltors auf.
Die auf eine moderne Restaurierung zurückgehenden Mauerzungen in der Arkadenöffnung wurden zur richtigen Darstellung des Typus abgedunkelt.

Vielmehr könnten die syrischen Bauten als Hinweis auf eine ursprünglich spätrömische Herkunft des Saalhaustypus mit traufseitigem Vorbau gelten, dessen vielleicht weitere Verbreitung und Rezeption innerhalb des mittelalterlichen Palast– und Wohnhausbaus noch nicht untersucht sind. Dass Cluny unter dem Eindruck ursprünglich römischer Konzepte und Techniken stand, kann – neben anderem – an der Fassadengliederung der erhaltenen romanischen Hausfassaden mit großen Arkaden und seitlichem Durchgang im Erdgeschoss sowie einer Arkadenreihe im Obergeschoss abgelesen werden. Sie gleicht der Fassadengestalt der römischen Stadttore von Autun (Abb. 5.7, 5.8).

Abb. 5.9: Ingelheim, Königshalle.
Abgängige, brückenartig tiefe Arkaden, wohl mit tragender Funktion (Treppe?). Gestaltung und Mauertechnik gleichen den Arkaden im ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ von 1136 in Cluny.
Bauaufnahme Philip Strigler 1875.

Abb. 5.9: Ingelheim, Königshalle.
Abgängige, brückenartig tiefe Arkaden, wohl mit tragender Funktion (Treppe?). Gestaltung und Mauertechnik gleichen den Arkaden im ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ von 1136 in Cluny.
Bauaufnahme Philip Strigler 1875.

Der Bau von 1135/36 (d) in Cluny ist das älteste bekannte, noch aufrecht stehende Beispiel des aus beiden Bauformen „Saalhaus mit Treppenvorbau“ und „Rechteckhaus“ kombinierten Typs.31 Der breite Saaltrakt ist durch eine Längsmittelwand in zwei Säle aufgeteilt. Der Doppelsaal ist ein Grundrisstypus, der in Cluny nachfolgend in den spätromanischen Häusern 1–3, rue de la Chanaise (Bauzustand gegen 1200) und 6, rue d’Avril (1. H. 13. Jh.) anzutreffen ist.32 Ob es sich beim Doppelsaaltrakt des Baus von 1136 um ein importiertes oder um ein originär entwickeltes Modell handelt, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Dasselbe gilt für das System der Mauertreppen, dessen Einzelelemente hingegen andernorts vergleichbar zu finden sind, beginnend in römischer Zeit (vgl. Abb. 5.9).33 Trotz der relativ hohen Zeitstellung bleibt der ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ das größte bekannte Haus des 12. Jahrhunderts in Cluny außerhalb der Abtei und wird in seinen Dimensionen von den bekannten romanischen Häusern der Zeit zwischen 1150 und 1200 nicht mehr übertroffen. Seine Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zum Portal der Pfarrkirche Notre-Dame, der Hauptkirche der Stadt, ist ein weiterer Hinweis auf die Prominenz des Baus, der zur Bauzeit mit Sicherheit in adligem Besitz stand. Im Unterschied zum ‚Haus mit Rundbogentor‘ von 1091 sind sowohl der ‚Bau I um 1100‘ der Parzelle 1–3, rue de la Chanaise als auch der ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ von 1136 unmittelbar straßenbegrenzend errichtet worden. Dieses Grundprinzip für die Bildung des Straßenraums mit geschlossener Bebauung wurde später nicht mehr verlassen, soweit die anderen bisher bekannten hochmittelalterlichen Häuser in Cluny informieren.

5.3 Reihenhäuser nach 1150: Modifikation des Saalhaus-Vorbau-Typus

Abb. 5.10: Cluny, romanische Häuser der Rue du Merle im Vergleich.
Links das ‚Haus mit Rundbogentor‘ von 1091, das als Einzelhaus mit Vorhof die ältere Ausprägung der domus solarata verkörpert.
Rechts die einander schräg gegenüber liegenden, traufständigen Reihenhäuser 9 und 11, rue du Merle (nach 1150 bzw. gegen 1200). Der um 1150 aufgekommene Typus des städtischen Reihenhauses ermöglichte eine starke Siedlungsverdichtung sowie die Ausbildung geschlossener Straßenfronten. Bei allen vordergründigen Unterschieden können Raumgefüge und Kubatur des Reihenhauses auf Eigenschaften des älteren Einzelhaustypus zurückgeführt werden.
Pl. 9.20, nachbearbeiteter Ausschnitt.

Abb. 5.10: Cluny, romanische Häuser der Rue du Merle im Vergleich.
Links das ‚Haus mit Rundbogentor‘ von 1091, das als Einzelhaus mit Vorhof die ältere Ausprägung der domus solarata verkörpert.
Rechts die einander schräg gegenüber liegenden, traufständigen Reihenhäuser 9 und 11, rue du Merle (nach 1150 bzw. gegen 1200). Der um 1150 aufgekommene Typus des städtischen Reihenhauses ermöglichte eine starke Siedlungsverdichtung sowie die Ausbildung geschlossener Straßenfronten. Bei allen vordergründigen Unterschieden können Raumgefüge und Kubatur des Reihenhauses auf Eigenschaften des älteren Einzelhaustypus zurückgeführt werden.
Pl. 9.20, nachbearbeiteter Ausschnitt.

Der Typus des traufständigen, straßenraumfassenden Reihenhauses auf einer Riemenparzelle mit halbscheidigen Grenzwänden, Obergeschoss, innerer Querteilung und seitlich liegender Innentreppe ist bei Halbach 1984 in den Hauptmerkmalen und bei Garrigou Grandchamp et.al. 1997 in mehren Einzelbeispielen gewürdigt worden. Dieser bekannte Grundrisstypus kann mehreren Einzelbeschreibungen und Hausbeispielen im Plananhang (Pl. 9.369.45) entnommen werden und wird für das Verständnis des Folgenden vorausgesetzt. Seine Rolle als wegweisendes bauliches Substrat bürgerlicher bzw. kaufmännischer Stadtkultur dürfte unbestritten sein.34 Es zeigte sich im Verlauf der Untersuchung, dass die bekannten romanischen Reihenhäuser Clunys sämtlich erst der Zeit nach 1150 angehören. Während Halbach eine dem entsprechende Datierung ab ca. 1160 vermutet,35 werden die Häuser in der Literatur der 1990er Jahre schon ab der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts eingeordnet. Diese zu frühe Datierung geht auf ein fehlerhaft interpretiertes Dendrodatum „1129±20“ statt richtig „um 1208“ am Haus 23, rue Filaterie zurück.36 Auch nach der vorliegenden Korrektur der Datierung bleiben die romanischen Reihenhäuser in Cluny dennoch frühe Beispiele ihrer Art (Abb. 5.10). Étienne Hubert schreibt über Stadthäuser derselben Zeit in Rom: „Il faut attendre la fin du XIIe siècle pour trouver les premières mentions explicites de maisons jointives“. Erst gegen 1250 boten Reihenhäuser mit halbscheidigen Grenzmauern dort ein vertrautes Bild.37

Nach allem kann der neu erkannten, ältesten Steinarchitektur Clunys mit allen stilistischen, konstruktiven und typologischen Eigenheiten der Zeitraum zwischen 1090 und ca. 1150 vorbehalten bleiben. Zwischen ca. 1140 und 1200 bildete sich der Typus des straßenraumfassenden, gereihten Stadthauses heraus. In welcher Weise das im Einzelnen geschah, war bislang wenig bekannt.38 Die zeitgleiche Einführung und Verbreitung des Reihenhauses etwa in Rom oder in Freiburg i. Br. lässt die Häuser in Cluny als Beispiele einer neuartigen und für Europa exemplarischen Entwicklung erkennen.

Abb. 5.11: Haus 1–3, rue de la Chanaise, Westwand.
Bau I um 1100 (grau hinterlegt) gegenüber Bau II, Ende 12. Jh., mit Aufhöhung vom First nach rechts. Die Aufhöhung nach links entstammt einer späteren Phase.

Abb. 5.11: Haus 1–3, rue de la Chanaise, Westwand.
Bau I um 1100 (grau hinterlegt) gegenüber Bau II, Ende 12. Jh., mit Aufhöhung vom First nach rechts. Die Aufhöhung nach links entstammt einer späteren Phase.

Die Reihenhäuser der Zeit nach 1150 in Cluny stehen teilweise substanziell in der unmittelbaren Nachfolge der oben beschriebenen, älteren Haustypen.39 Vor diesem Hintergrund werden sie zu wichtigen Vergleichsquellen für die seltenen Vorgängerbauten. Das betrifft nicht nur die Typologie, sondern auch die Konstruktion sowie planungsgeschichtliche Ansätze. Seit 150 Jahren stehen die Reihenhäuser beispielhaft für das frühe mittelalterliche Stadthaus in Europa, erst seit den 1990er Jahren jedoch wurden sie zum Objekt vertiefter baugeschichtlicher und –archäologischer Analyse. So kommt es, dass ihre Typo– und Chronologie in der bisherigen Forschung nur in ersten Ansätzen differenziert dargelegt und insgesamt noch nicht gefestigt werden konnte. Diese Tatsache machte den in der bisherigen Forschung verbreiteten Datierungsfehler des romanischen Hauses 23, rue Filaterie in der Größenordnung eines Dreivierteljahrhunderts, um das der Bau in seiner Zeitstellung zu hoch eingeordnet wurde, erst möglich und erschwerte die Situierung der neuen Baubefunde von 1091 und 1136 außerordentlich.40

Für die richtige bauhistorische Stellung der oben behandelten Vorgängerbauten konnte auf eine sichere zeitliche und typologische Zuordnung der romanischen Reihenhäuser der Zeit nach 1150 nicht verzichtet werden. Dasselbe gilt für die vom Baubefund ausgehende Interpretation der Stadtentstehung. Hierzu wurde die gezielte Neuuntersuchung einiger altbekannter Adressen notwendig, die dieselbe Sorgfalt wie die Behandlung der Hauptobjekte aus der Zeit vor 1150 erforderte.

Abb. 5.12: Haus 9, rue du Merle, Ostwand.
Steinbild des 12. Jahrhunderts, darüber Dachlinie des Nachbargiebels und spätmittelalterliche Aufstockung.
Pl. 9.38, Ausschnitt.

Abb. 5.12: Haus 9, rue du Merle, Ostwand.
Steinbild des 12. Jahrhunderts, darüber Dachlinie des Nachbargiebels und spätmittelalterliche Aufstockung.
Pl. 9.38, Ausschnitt.

Es wurde deutlich, dass nicht nur ältere Haustypen vom Reihenhausbestand überformt wurden, sondern dass innerhalb des „romanischen“ Reihenhauses, das bisher immer als untrennbare Einheit behandelt wurde, ebenfalls mehrere Bauzustände enthalten sein können, die durch Baufugen voneinander abgesetzt sind (Abb. 5.11, 5.12). So wurde ein erster Bauzustand des Reihenhauses 9, rue du Merle erkannt und dokumentiert.41 Mit nur einem Obergeschoss an der Straße und weit hinten liegender Firstlinie unterscheidet er sich von den bisherigen Rekonstruktionen, die vom heutigen, dreigeschossigen Hauskörper ausgingen; sein Systemschnitt entspricht dagegen dem Saalbau mit Vorbau von 1136.42 Das einfache Pfettendach der schmalen Reihenhäuser war allerdings nicht durch einen sperrigen Dachstuhl verstellt wie beim Haus von 1136. So konnte im letzten Drittel des Jahrhunderts ein zweites Obergeschoss über dem rückwärtigen Hauptraum des Reihenhauses eingeführt werden, beispielsweise im Haus 25, rue de la République. Am Haus 15, rue d’Avril, das im zum Zeitpunkt der Untersuchung im Umbau stand, wurde der stratigraphische Bezug der Fassade zum bauzeitlichen Verkehrshorizont der Rue d’Avril und in Ausschnitten derjenige zum Baugrund ermittelt. Nach dem Baubefund und der Datierung des Hauses ist die Einführung der halbscheidigen Grenzmauer in Cluny spätestens ca. 1160 bis 1180 nachweisbar. Für das Haus 1–3, rue de la Chanaise konnte während der Dokumentation von bisher unerkannten Fragmenten eines hochromanischen Ursprungsbaus auch der bekannte spätromanische Zustand in einigen Details präzisiert werden. So wird dieser jetzt als spätromanisches Saalhaus beschrieben. Neu ist bei allen untersuchten Reihenhäusern die Erkenntnis einer Zonierung in Vorbau und Haupthaus auf gemeinsamem Sockelgeschoss, wie sie nicht nur die freistehenden Vorgängerbauten ‚Bau I um 1100‘ (1–3, rue de la Chanaise) und „Saalbau von 1136“ (11–13, place Notre-Dame) kennzeichnet, sondern auch an der Aula von 1108 ganz vergleichbar vorhanden ist. Die typo– und morphologischen Zusammenhänge werden im Folgeabschnitt anhand von Beispielen erläutert.

5.4 Der Terminus domus solarata und das solarium als konstituierendes Element der Wohnbautypologie

5.4.1 Die domus solarata als Stadthaus des europäischen Hochmittelalters

Was die Fortentwicklung des Sakralbaus im Hochmittelalter angeht, ist die Bedeutung des Sonnenlichts unbestritten. Bezüglich der Abteikirche Cluny III ist von einer neuartigen „Durchlichtung“ die Rede,43 die durch technische und gestalterische Neuerungen, nämlich die beginnende Auflösung des Mauerwerks und den Einbau immer größerer Fenster, bewerkstelligt wird. Papst Urban II (Pontifikat 1088–1099) bezeichnete Cluny und die von dort ausgehende, europaweite Klosterreform als „Licht der Welt“.44 Das Thema geistiger Erhellung wurde mit Cluny III in ein riesenhaftes Bauwerk übersetzt und daran erfahrbar.

Dieser Position kann die Erkenntnis zugefügt werden, dass das Licht, genauer gesagt, das Tageslicht, ein zentrales und neuartiges Thema auch für die Profanarchitektur des 11.–13. Jh.s darstellt, freilich ohne die geistliche Bedeutungsebene. In bemerkenswert fokussierter Weise vermittelt die überlieferte Typenbezeichnung domus solarata diesen Sachverhalt. Der Terminus ist Bestandteil des Titels der vorliegenden Abhandlung, zuvorderst aus dem Grund, dass es sich, soweit bis hierhin erkennbar, um die einzige aus dem Hochmittelalter überlieferte Bezeichnung handelt, die die untersuchten Häuser in Cluny bei allen individuellen Unterschieden typologisch als Gruppe kennzeichnet und beschreibt. Der Begriff ist zentraler Diskussionsgegenstand der geschichtswissenschaftlichen Abhandlung von Étienne Hubert über Stadtraum und Wohnen in Rom vom 10. bis zum Ende des 13. Jahrhunderts, die notarielle Akte dieser Zeit auswertet.45

Das Wohnhaus und dessen Rolle als Stadtelement betreffend, zeichnet sich für Cluny im Vergleich zu Huberts Beschreibungen und Ergebnissen auf wesentlichen Ebenen des Haus– und Städtebaus eine sehr weitreichend parallele Entwicklung ab. Beispielsweise ist in Rom das zweigeschossige (Stein-)haus ab dem 10.–11. Jh. präsent,46 und die geschlossene Bebauung mit Reihenhäusern beginnt wie in Rom wie in Cluny im 12. Jh.47

Abb. 5.13: Grundriss eines mittelalterlichen Hauses in Rom („Casa della S[antissi]ma Annun[zia]ta“) im Rione di Ripa, nahe des Tiberufers. Der Grundriss entspricht dem Typus der Häuser in Cluny aus der 2. H. des 12. Jh.s.
n. Hubert 1990, Fototafel II b.
Nachmarkierung des Mauerschnitts: Verfasser.

Abb. 5.13: Grundriss eines mittelalterlichen Hauses in Rom („Casa della S[antissi]ma Annun[zia]ta“) im Rione di Ripa, nahe des Tiberufers. Der Grundriss entspricht dem Typus der Häuser in Cluny aus der 2. H. des 12. Jh.s.
n. Hubert 1990, Fototafel II b.
Nachmarkierung des Mauerschnitts: Verfasser.

Des Weiteren findet in beiden Städten ab 1120 eine „expansion urbaine“ statt.48 Die „parcelle quadrangulaire“ bildet den Normalfall,49 Anordnung und typologische Rolle von Vorhöfen und Gärten auf der Parzelle in Rom sind Cluny entsprechend.50 Die Ausbildung einer Etage beim Wohnhaus bedeutet Trennung von Wohnen und Arbeiten.51 Auch die verwendeten Baumaterialien (Holz, Stein, Dachdeckung) und die Verbreitung des Steinbaus entsprechen Cluny.52 Das Haus mit Obergeschoss wird in Rom wie in Cluny in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts immer populärer und setzt sich als Grundmodell des Stadthauses durch53; schließlich zeigt auch der Grundriss eines Reihenhauses im Rione di Ripa dieselben Eigenschaften wie der typische Grundriss nach 1150 datierter Häuser in Cluny (Abb. 5.13).54 Ab der Zeit um 1100 sind außerdem aus Pisa Nachrichten über Häuser überliefert. Diese sind zeitlich und morphologisch vergleichbar.55

Vor diesem Hintergrund stellt die Übernahme des Terminus domus solarata zur Bezeichnung der in Cluny vorgefundenen baugeschichtlichen Untersuchungsobjekte einen naheliegenden, wenn nicht obligatorischen Schritt dar, soll Huberts Analyse in ihrer wissenschaftlichen Tragweite gewürdigt werden. Zugleich drückt sich hierdurch auch eine europäische Regionen übergreifende Beispielhaftigkeit der vorliegenden typologischen Untersuchungsergebnisse aus, die in Analogie zu den zahlreich belegten intensiven Personenkontakten zwischen beiden Orten steht.56

5.4.2 Das solarium als Element des mittelalterlichen Wohnbaus in Cluny

Aus etymologischer Sicht deutet die Wortschöpfung solaratus mit der Wurzel sol–, der adjektivischen Stammerweiterung –ar– und der partizipial gebildeten Endung –atus an, dass es sich bei der domus solarata um ein Haus handelt, das mit etwas zur Sonne Gehörigem ausgestattet ist, aus baukategorischer Sicht mit einem solarium, das als hochgelegener Raum im Hause Morgen– und Abendsonne erhält.57

Nach der Analyse von Étienne Hubert sind es Häuser mit Obergeschoss, die in Rom – und auch anderen Städten – als domus solaratae bezeichnet werden; diese sind generell aus Stein errichtet und werden von in der Regel einfacheren, aus Holz gebauten und nur eingeschossigen Häusern unterschieden, die domus terrineae genannt werden. Wesentliche Elemente der Typologie der domus solarata können in Cluny unmittelbar vermittels des Befunds der solaria in den dortigen Steinhäusern mit Obergeschoss(en) erläutert und als exemplarisch für das europäische Hochmittelalter dargestellt werden.58 Die Kartularien von Cluny enthalten nun zwar eine Vielzahl notariell relevanter Texte, ihre Durchsicht ergibt aber, wie es nicht ungewöhnlich für das Früh– und Hochmittelalter ist, kaum Aussagen zu Gestalt, Lage und Konstruktion von Häusern.59 So ist es nicht nur ein glücklicher Umstand, dass die Termini domus solarata bzw. solarium überhaupt überliefert sind, sondern vor allem, dass sie sensu verbi als Bauidee verständlich sind, die unmittelbar mit dem Baubefund verglichen werden kann.

Huberts Gleichsetzung des solarium mit einem Obergeschoss60 kann am Baubefund der Häuser von 1091 und 1136 in Cluny an den Stellen nachvollzogen werden, wo ungeteilte, befensterte Obergeschosse mit schmalem Rechteckgrundriss auftreten.61 Im weiteren Sinn erfasst der Begriff solarium jede Art von Ausblicksraum oder –ebene an einem Haus, für die eine Substruktion vorhanden ist.62 Das trifft in Cluny für sämtliche Räume mit Arkadenfenstern zu, so dass diese generell als solaria bezeichnet werden können. Bekanntermaßen sind Arkadenfenster die große Besonderheit der romanischen Häuser Clunys. Sie sind das von der Straße aus sichtbare Kennzeichen des Obergeschosses, der zugehörige Raum nimmt bei den Saal– bzw. Reihenhäusern des 11. und 12. Jahrhunderts im Grundriss aber nur den Bereich des Treppenvorbaus ein und bildet ein loggienartiges Spatium, dessen Fensterreihen mit einfachen Ladenklappen geschlossen werden kann. Bemerkenswert ist, dass der rückwärtig liegende, große Hauptraum bei diesen Häusern relativ dunkel bleibt.63 Auch der mächtigste noch stehende Bau der Abtei Cluny der Periode III, die typologisch neu definierte Aula von 1108 (d)64 war mit einem solarium als Vorbau ausgestattet.65 Wenn nun der Begriff solarium zunächst scheinbar unterschiedliche Dinge bezeichnet, nämlich einmal das gesamte Obergeschoss eines Hauses, vornehmlich des ältesten Typus, sodann eine Art Loggia, die das Obergeschoss eines Saalbaus bzw. Reihenhauses zur Straße hin öffnet, oder auch den Vorbau einer Aula bzw. eines palatium, der mit dem außen liegenden Aufgang zum Saalgeschoss verbunden ist, so weist die gemeinsame Bezeichnung für diese Bauelemente auf eine zeitgenössische Wahrnehmung hin, die die derart benannten Räume in wesentlichen Merkmalen als gleichartig ansah. Diese Wahrnehmung erkannte als Haupteigenschaften des solarium das Abgehobensein vom Erdboden sowie die Öffnung hin zum Licht. Nach außen hin manifestiert sich dies in den charakteristischen Arkadenfenstern, in denen zugleich die Bedeutung bzw. Wertschätzung der Präsenz eines oder mehrerer Obergeschosse vergegenständlicht ist.66 Die augenfälligsten, aufwendigsten Details der vorgefundenen domus solaratae bilden stets die Fenster der Obergeschosse. Bauskulptur und –ornamentik sind fast ausschließlich Teil der Fenstergestaltung (vgl. Abschnitte zur Bauskulptur bzw. Fenstern in den Beschreibungen der untersuchten Häuser).

Solarium des ‚Haus mit Rundbogentor‘ von 1091 . Die Front der domus lapidea von 1090/91 (d) der Parzelle 20, rue du Merle befindet sich ca. 6 Meter hinter der Renaissancefassade von 1596.67 Die domus ist von der Straße durch einen Vorhof getrennt. Anhand der erhaltenen Fragmente wurde ein planmäßig abgestecktes, freistehendes Rechteckhaus mit einem ebenerdigen, halbdunklen Sockelgeschoss und einem darüber liegenden Hauptgeschoss rekonstruiert (Pl. 9.17). Das Erd– oder Sockelgeschoss mit abschüssigem Stampflehmboden kann als Warenlager, bei geöffnetem Tor als Arbeitsraum dienen. Das Tor ist breit genug, um Fässer und gegebenenfalls Karren ins Haus zu bringen. Belichtet wird das Sockelgeschoss durch ein Schlitzfenster, das bei ausreichendem Tageslicht die Orientierung im Innern ermöglicht. Zum Wohnen eignet sich nur das Hauptgeschoss, in das man über eine zu ergänzende Außentreppe gelangt. Von ihm ist als membrum disjectum das Fragment einer Fenstersäule mit Kapitell erhalten, das im Garten des Hauses gefunden wurde.68 Die Fenstersäule bildet als Teil der Belichtungskonzeption das wichtigste Indiz, um das Geschoss zu charakterisieren: Im Unterschied zum Sockelfenster ist das zugehörige Biforium nicht nur für die Lichtzufuhr, sondern auch für den Ausblick konzipiert. Bei aller Bescheidenheit der Gestaltung und Ausführung bleibt hervorzuheben, dass überhaupt Bauornamentik am Haus vorhanden ist. Das ist auch im Kirchenbau der Zeit keineswegs selbstverständlich. Die Fenstersäule ist Merkmal des Hauptgeschosses und materieller Zeitzeuge der Wertschätzung des solarium als vom Boden abgehobenes und zum Licht hin geöffnetes Obergeschoss, die der Terminus domus solarata widerspiegelt.

Solaria im ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ von 1136. Diese besondere domus ist in zwei unterschiedlich hohe Baukörper auf gemeinsamem Trapezgrundriss gegliedert (vgl. Pl. 9.34 bzw. S. 231 Abb. 3.113). Ein breiter Doppelsaalbau und ein vier Geschosse hohes Rechteckhaus sind mittels eines Systems von Mauertreppen zu einem Gebäudekomplex zusammengefügt. Es ist ein Typus, der ursprünglich aus dem Feudalbau kommt und für Versammlungen geeignet ist. Als solaria sind die mit Arkadenfenstern ausgestatteten Obergeschosse des ‚hohen Wohnhauses‘ hervorzuheben, mit dem der Typus des Rechteckhauses von 1091 fortentwickelt wurde. Eine spezifische Ausprägung des solarium stellt außerdem der loggienartige Vorbau des Saaltrakts dar. Die Mächtigkeit des Typus und die prominente Lage des Hauses am Kirchplatz des Burgus lassen an den Sitz eines Vogts denken; auch eine Nutzung als repräsentative Herberge ist vorstellbar. An dem Haus sind alle wichtigen Ausgangselemente der späteren Stadtarchitektur in für die Zeit sehr repräsentativer Ausführung zu finden. Dieser Crossopterygius der hochmittelalterlichen Bau– und Stadtbaugeschichte steht zwischen älterem Einzel– und jüngerem Reihenhaus, zwischen Feudal– und Bürgerbau, präurbanem Adelshof und stadtraumbildender Architektur.69

Abb. 5.14: Saalbau mit hohem Wohnhaus von 1136.
Obergeschoss des Treppenvorbaus (solarium), Rekonstruktion.

Abb. 5.14: Saalbau mit hohem Wohnhaus von 1136.
Obergeschoss des Treppenvorbaus (solarium), Rekonstruktion.

Wie schon beim ‚Haus mit Rundbogentor‘ von 1091, wurde auch beim ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ ein Erd– oder Sockelgeschoss mit abschüssigem Stampflehmboden dokumentiert. Dieses Sockelgeschoss hat einen zusammenhängenden, längsgerichteten Grundriss und dient als Substruktion der in den Hauptgeschossen quergerichteten Baukörper des Komplexes. Dem Saalteil ist ein Treppenvorbau vorangestellt. Der Zugang zum Obergeschoss des Vorbaus war im Bauzustand von 1136 nur von den Sälen aus möglich, das solarium also wie eine vorgelagerte Loggia zu betreten (Abb. 5.14). Eine Mauer trennt das solarium von den beiden nebeneinanderliegenden Sälen im Zentrum des Baukomplexes. Die bis zu den Dachbalken 5,50 m hohen Säle besaßen ursprünglich nur je ein einziges Fenster bzw. Biforium (vgl. S. 201 Abb. 3.92).70 Es ist davon auszugehen, dass die Säle ursprünglich nur wenig heller als das Sockelgeschoss belichtet waren. Das ist insoweit eine bedeutsame Feststellung, als sie den typologisch alten Hauskern, den im 1. OG liegenden Hauptsaal, betrifft, in den man sich vielleicht im Winter zurückzog, wenn der Wärmeverlust durch die Arkadenfenster der umliegenden Räume das erträgliche Maß überstieg. Die vorhandene Abfolge von hellen und dunkleren Räumen erklärt sich weniger aus einer bewussten Anordnung frei wählbarer Baukomponenten, als aus der Unmöglichkeit, alle bewohnten Räume hell, warm und sicher zu gestalten.

Im Gegensatz zum Saaltrakt war das hohe Wohnhaus durch viele Fenster nach draußen geöffnet, von denen 17 bis heute ganz oder fragmentarisch erhalten sind71: Die zuoberst liegenden beiden Geschosse waren durch zum Garten hin ausgerichtete Arkadenfenster gekennzeichnete solaria (Abb. 5.15). Der hellste Raum, der höchstgelegene im 3. Obergeschoss des Wohnhauses, war allseitig befenstert und wie eine überdachte Terrasse nutzbar. Wie auch das unterhalb liegende Geschoss, empfing er durch seine Arkadenfenster warmes Südwestlicht. An dieser Stelle im Haus hatte die Lichtführung ganz offensichtlich Einfluss auf die Baugestalt. Auch nach Nordosten verfügte das Geschoss über Fenster, allerdings nicht Arkadenfenster, sondern nur drei Biforien, aus denen der Blick knapp über den First des Saalbaus weg auf die Abtei ging. Da der Raum nach allen Seiten Fenster hatte, war darin, wenn alle Fenster geöffnet waren, kein großes Gefälle der Belichtungsintensität vorhanden. So entstand ein insgesamt lichter Eindruck durch das Fehlen von Dunkelstellen.

Abb. 5.15: Haus 3, rue de la Barre, ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ von 1136.
‚Hohes Wohnhaus‘, Gartenseite nach SW, Ansätze von Arkadenfenstern an der W-Hausecke.
Links: Blick von außen auf die Hausecke.
Mitte links: Bauaufnahme mit Ergänzungen nach dem Befund.
Mitte rechts: Innenansicht des Arkadenfensteransatzes im 3. OG.
Rechts: Rekonstruktion des Baukörpers mit Arkadenfenstern im 2. und 3. OG.

Abb. 5.15: Haus 3, rue de la Barre, ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ von 1136.
‚Hohes Wohnhaus‘, Gartenseite nach SW, Ansätze von Arkadenfenstern an der W-Hausecke.
Links: Blick von außen auf die Hausecke.
Mitte links: Bauaufnahme mit Ergänzungen nach dem Befund.
Mitte rechts: Innenansicht des Arkadenfensteransatzes im 3. OG.
Rechts: Rekonstruktion des Baukörpers mit Arkadenfenstern im 2. und 3. OG.

Abb. 5.16: Der „Cordonnier“ (Schuhmacher), Bauskulptur am Eckpfeiler eines romanischen Arkadenfensters in Cluny (2. H. 12. Jh.).
Darstellung eines Hauses mit Arkadenöffnung im EG, im OG solarium mit Ausblick zur Straße.
Cluny, Musée d’art et d’archéologie, Inv.-Nr. 896-62.

Abb. 5.16: Der „Cordonnier“ (Schuhmacher), Bauskulptur am Eckpfeiler eines romanischen Arkadenfensters in Cluny (2. H. 12. Jh.).
Darstellung eines Hauses mit Arkadenöffnung im EG, im OG solarium mit Ausblick zur Straße.
Cluny, Musée d’art et d’archéologie, Inv.-Nr. 896-62.

Abb. 5.17: Convivium im OG einer domus solarata bzw. eines palatium auf dem Teppich von Bayeux (um 1080).
n. Wilson 1985, Farbtafeln 3–4. Bildzusammenfügung: Verfasser.

Abb. 5.17: Convivium im OG einer domus solarata bzw. eines palatium auf dem Teppich von Bayeux (um 1080).
n. Wilson 1985, Farbtafeln 3–4. Bildzusammenfügung: Verfasser.

Wie die zeitgenössische Bezeichnung domus solarata verrät, hat man auf die hellen solaria besonderen Wert gelegt. Es sind Räume zum Hinausschauen, wie öfter in der Buchmalerei oder am Beispiel der Bauskulptur des „Cordonnier“ aus Cluny deutlich wird (Abb. 5.16).72 Auch der um 1080 entstandene Teppich von Bayeux zeigt, wie ein solches solarium genutzt werden konnte: Vor seiner Wahl zum König tafelt Harold im Obergeschoss einer domus solarata bzw. eines palatium mit seinen Genossen (Abb. 5.17). Ähnlich ist auch das Leben in den solaria des ‚hohen Wohnhauses‘ von 1136 in Cluny vorstellbar. Deren Arkadenfenster holen als lange Fensterbänder in Augenhöhe den Außenraum nach innen. Ein vergleichbarer Gedanke manifestiert sich in der illusionistischen Wandmalerei im Obergeschoss der Lorscher Torhalle, die den Raum als überdachte Loggia mit Brüstung und Säulenkranz interpretiert. Auf der gemalten Brüstung stehen dort auch die wirklich vorhandenen Fenster des Raums.73 In der Außengestaltung (Abb. 5.18) betont die feine Gliederung mit Lisenen und übergiebelten Zwischenflächen die Leichtigkeit des Geschosses, wenn nicht auch sie auf eine offene Loggia anspielen soll. Die Kannelur der feinen Lisenen mit ionischem Kapitell auf der Außenseite ist genau in der Höhe der Fensterbänke bzw. der gemalten Brüstung im Inneren unterbrochen.

Abb. 5.18: Lorsch, Abtei, so genannte Tor– oder Königshalle.
Die historische Fotoaufnahme zeigt das vorromanische palatium vor Rekonstruktion der seitlichen Treppen. Typus und ornamentale Details entsprechen dem auf dem Teppich von Bayeux dargestellten Palast (vgl. Abb. 5.17). Die Vermauerung der Arkaden des Sockelgeschosses gibt der Architektur eine Flächigkeit, die den dreidimensionalen realen Bau der Zweidimensionalität des textilen Darstellungsmediums annähert und dadurch die Verwandtschaft der Bauwerke unterstreicht.

Abb. 5.18: Lorsch, Abtei, so genannte Tor– oder Königshalle.
Die historische Fotoaufnahme zeigt das vorromanische palatium vor Rekonstruktion der seitlichen Treppen. Typus und ornamentale Details entsprechen dem auf dem Teppich von Bayeux dargestellten Palast (vgl. Abb. 5.17). Die Vermauerung der Arkaden des Sockelgeschosses gibt der Architektur eine Flächigkeit, die den dreidimensionalen realen Bau der Zweidimensionalität des textilen Darstellungsmediums annähert und dadurch die Verwandtschaft der Bauwerke unterstreicht.

In der Rekonstruktion des bauzeitlichen Zustands stellen die solaria der domus von 1136 in Cluny helle, winters aber tendenziell kalte Räume dar,74 die Hauptsäle sind dagegen dunkel, dafür aber besser heizbar; nur im Sommerhalbjahr sind im Wohnbereich helle und zugleich warme Räume verfügbar. Gezimmerte Trennwände oder Kammern, beispielsweise im stark durch Fenster geöffneten ‚hohen Wohnhaus‘, könnten den Kontrast mildern, aber nichts weist mehr darauf hin.75 Was die Nutzung dieser Räume betrifft, wären Vitruv zufolge nach Südwesten die Winterspeisesäle vorzusehen; in diese Himmelsrichtung ist die gartenseitige Hausrückwand ausgerichtet.76 Doch ist eine entsprechende Tradition für das Hochmittelalter bisher nicht erwiesen. Nach Maßgabe der klimatischen Bedingungen in Cluny ist eine Nutzung der solaria als Speisesaal nur im Sommerhalbjahr realistisch vorstellbar. Überhaupt ist die Ausstattung eines Wohnbaus mit solaria, wie sie am Haus von 1136 vorgefunden wurden, wesentlich besser für einen subtropischen, maritimen Kontext, beispielsweise den Mittelmeerraum, geeignet, aus dem das typologische Modell wohl auch importiert wurde.

Abb. 5.19: Cluny, Straßenquerschnitt der Rue du Merle nach Westen.
Häuser Nr. 9 (links) und Nr. 20 (rechts; Bauphasen 11. und 12. Jh. jeweils grau schattiert, Fotoabbildungen dem Querschnitt zugeordnet).
Der Treppenvorbau von Haus Nr. 9 belegt die Stelle des typologisch älteren Vorhofs (vgl. Haus Nr. 20). Das solarium (OG des Treppenvorbaus) ist nur vom rückseitig liegenden Hauptraum her zugänglich.
Schnittzeichnung Pl. 9.19, Ausschnitt.

Abb. 5.19: Cluny, Straßenquerschnitt der Rue du Merle nach Westen.
Häuser Nr. 9 (links) und Nr. 20 (rechts; Bauphasen 11. und 12. Jh. jeweils grau schattiert, Fotoabbildungen dem Querschnitt zugeordnet).
Der Treppenvorbau von Haus Nr. 9 belegt die Stelle des typologisch älteren Vorhofs (vgl. Haus Nr. 20). Das solarium (OG des Treppenvorbaus) ist nur vom rückseitig liegenden Hauptraum her zugänglich.
Schnittzeichnung Pl. 9.19, Ausschnitt.

Solaria der Reihenhäuser nach 1150 . Die Übernahme und Abwandlung des Treppenvorbaus mit solarium spielte für die Typenbildung des reihungsfähigen Stadthauses nach 1150 eine entscheidende Rolle. Diese Tatsache konnte am Haus 9, rue du Merle in Cluny erstmals am Gebäudeschnitt nachgewiesen werden, der das bisher unbekannte Innere des vermeintlich gut bekannten Reihenhauses der Zeit nach 1150 offenlegt (Abb. 5.19). Die Literatur beschreibt dieses Haus zwar mehrfach als romanischen Bau des 12. Jahrhunderts mit dreigeschossiger Fassade, dies kann nach den neuen Ergebnissen allerdings nicht bestätigt werden. Das zweite Obergeschoss, als dessen Bauzeit bislang das 12. Jahrhundert angenommen wurde, ist in Wirklichkeit eine spätmittelalterliche Aufstockung, für die romanische Fensterteile als Spolien verwendet wurden. Eine größere Anzahl fehlender Teile wurde maßlich und stilistisch passend nachgehauen, das Fenster allerdings mit Hilfe von Zwischenstücken etwas höher proportioniert. Im Inneren erhielt die steinerne Fassung einen Falz, um einen dem Spätmittelalter zeitgemäßen, Zugluft besser abhaltenden Holzrahmen aufzunehmen. Die bewusste Wiederaufnahme eines romanischen Arkadenfensters in der Zeit um 1400 ist sehr bemerkenswert, doch vertritt der Bauzustand des Hauses in dieser Zeit keinesfalls mehr einen hochmittelalterliche Typus, da Hausform und –erschließung diesem gegenüber entscheidend verändert sind.77

Der Gebäudeschnitt des Ursprungsbaus zeigt dieselbe Aufteilung wie der breite, niedrigere Teil des Hauses von 1136. Der Typus ist aus einem Treppenvorbau mit Arkadenfenster im Obergeschoss und einem dunkleren Hauptraum auf einem gemeinsamen Sockelgeschoss gebildet. Über dem 1. Obergeschoss wurde bei Renovierungsarbeiten die Dachlinie des 12. Jahrhunderts gefunden und dokumentiert. Der Schwerpunkt des Hauses lag zur Bauzeit weit hinten, der Dachfirst über der Mitte des Hauptraums. Der Treppenvorbau mit dem loggienartigen solarium im Obergeschoss liegt an der Stelle des typologisch vorausgehenden Vorhofs, wie er vor dem Haus von 1091 nachgewiesen wurde. Der Vorbau ist in dem Haus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts durch eine Quermauer – an der Stelle der typologisch älteren Hausfront – noch deutlich vom Hauptraum getrennt. Das solarium mit Arkadenfenster zur Straße hin ist weiterhin nicht von der flankierenden Treppe aus, sondern nur vom Hauptraum her zugänglich. Der erste Bauzustand des bekannten Hauses 15, rue dʼAvril vertritt in allen genannten Eigenschaften denselben Typus wie Haus 9, rue du Merle.78

Um ca. 1200 wurde es üblich, das solarium des Treppenvorbaus von der Zugangstreppe des Hauses her zu erschließen, so dass es über ein Treppenpodest unabhängig vom Hauptraum zugänglich wurde.79 Es erhielt einen großen, offenen Kamin und wurde als repräsentativer Wohnraum aufgefasst und gestaltet, so beim Haus 17, rue de la République80 oder beim ‚Haus eines Händlers‘ (Haus 23, rue Filaterie / 1, petite rue des Ravattes), das zwischen ca. 1193 und 1208 errichtet wurde.81 Bald nach 1200 konnte auch die Quermauer im Innern wegfallen, sofern nicht ein Kamin daran angelehnt war, wie etwa beim so genannten „Hôtel des Monnaies“ (Haus 6, rue dʼAvril; vgl. S. 304 Abb. 4.39, zu beachten der Kaminsaal an der Stelle des typologisch vorausgehenden solarium).82 Der Schwerpunkt des Hauses rückte generell zur Straße hin, was sich in der Verlagerung der Firstlinie bei Neu– und Umbauten manifestierte. Das solarium wurde sukzessive mit dem im Inneren relativ dunklen Hauskörper verschmolzen und erschien schließlich nicht mehr als eigenständiges Bauglied, sondern ist nur noch anhand bestimmter Eigenschaften der Belichtung und Erschließung zu erkennen, die durch Beharrung erhalten blieben. Das Stadthaus ist damit zu einem Typus entwickelt worden, der gereiht und verdichtet werden konnte und im Obergeschoss mindestens einen durch technisch laufend verbesserte Fenster relativ hell belichteten und zugleich heizbaren Raum enthielt. Durch die Umwandlung des ursprünglich loggienartigen solarium in einen dauerhaft nutz– und bewohnbaren Saal, der sich nach außen hin – stellvertretend für das Hauptgeschoss – repräsentativ in der Fassade abbildete, entstand schließlich das Piano nobile.

Der Arkadenvorbau der Aula von 1107/08 (d): ein Solarium. Dieser einzige weitgehend noch stehende Bau der Periode Cluny III stellt nach der Abteikirche III die mächtigste hochmittelalterliche Architektur der Klosteranlage dar.83 Ihm wurde bisher wenig bauanalytische Aufmerksamkeit zuteil. Obgleich der Bau noch mächtiger als etwa die Paderborner ottonisch-salische Aula dimensioniert und ihr konzeptionell vergleichbar ist,84 wurde er als Gästetrakt und das Erdgeschoss als Pferdestall gedeutet.85 Der große Saalbau wurde neu untersucht, dendrochronologisch präzise datiert und konnte typologisch vollkommen neu als ‚Aula‘ von 1108 (d) definiert werden.86 Nicht nur aus Anlass seines 900-jährigen Bestehens verdient er es, an dieser Stelle erwähnt zu werden, sondern auch des erkannten Lichtkonzepts wegen, das an der typologischen Neubestimmung maßgeblich beteiligt ist. Die konsequent dreiseitige Anordnung der Lichtfenster vorn und an den Giebelseiten in Erd– und Hauptgeschoss ist bisher unbeachtet geblieben. Zusammen mit detaillierten Ergebnissen zur Bauproportionierung und –bemessung weist sie auf die Querachse des Bauwerks als dominante Ordnungshilfe hin. Das Erscheinungsbild entspricht damit zweifellos einer Palastaula,87 die zusätzlich axial gegenüber der Abbatiale II angeordnet war, vergleichbar etwa der Situation der Ingelheimer Pfalz.88 Wenn nun der mittelalterliche Autor Gilo in seiner Vita des Abts Hugo von einer aula imperialis spricht, die Hugo kurz vor seinem Lebensende, das ins Jahr 1109 fällt, begonnen habe,89 dann muss nicht eine allein metaphorische „kaiserliche Wohnung“ gemeint sein, sondern Gilo erweckt mit den Worten „aula imperialis“ und „hospitium [...] ad apostolici culminis dignitatem“ durchaus auch die Vorstellung dieses tatsächlich gebauten palatium imperialen Zuschnitts, für das die Bauhölzer im Winter 1107/08 geschlagen wurden.90 Gilos Formulierung „hospitium [...] ad apostolici culminis dignitatem“ scheint sich überdies auf die Papstweihe von Calixtus II. (Pontifikat 1119–24) zu beziehen, die ja unmittelbar nach der Fertigstellung der Aula in Cluny vollzogen wurde.91 Den typischerweise querrechteckigen Saalbau mit Sockelgeschoss deckte ein offener Dachstuhl, auf beiden Schmalseiten von je drei großen Giebelfenstern begleitet, die den dreiseitigen Lichtgaden ergänzten. Die Rahmen enthalten Falze, so dass auf eine ursprüngliche Festverglasung geschlossen werden kann. Der große Saal im Hauptgeschoss, der um 50.50 m lang und 11.82 m breit ist, erhielt in der Art einer römischen Basilika von oben her Licht; in Augenhöhe bestanden nur vier Toröffnungen, die nach draußen in Vor– und Anbauten führten. Der Saal war über Außentreppen erreichbar, die im abgängigen Vorbau lagen. Der derartige Vorbau einer Aula wird wiederum als solarium bezeichnet.92

Der Querschnitt der Aula von 1108 zeigt eine den Saalhäusern in der Stadt aufs engste vergleichbare systematische Gliederung (Abb. 5.20). Ein arkadengestütztes solarium bildet den Treppenvorbau des Gebäudes, ein Erdgeschoss mit Schlitzfenstern den Sockel und ein Saal das Hauptgeschoss. Es sind daran typologische und konzeptionelle Bezüge festzustellen, die sich auch im gelegentlichen Gebrauch des Begriffs domus für beide Gebäudekategorien widerspiegeln und feudale Saalbauten (palatia) mit solarium als Modell für die romanischen Stadthäuser ins Blickfeld rücken. Mehr als das System des einfachen Rechteckhauses floss das Konzept solcher Saalbauten in die Entwicklung des gereihten, traufständigen Stadthaustyps ein.

Abb. 5.20: Cluny, Aula von 1108 (links) und Haus 1–3, rue de la Chanaise (rechts) Gebäudeschnitte im Größenverhältnis.
Beide Saalbauten sind in Treppenvorbau mit solarium, Sockelgeschoss und Saalgeschoss gegliedert. Am Haus rechts enthält die ältere Bauphase um 1100 (schattiert) noch einen Absatz in der Dachlinie zwischen Vor– und Saalbau, der bei späteren Stadthäusern nicht mehr auftritt.
Pl. 9.35 und 9.37, Ausschnitte.

Abb. 5.20: Cluny, Aula von 1108 (links) und Haus 1–3, rue de la Chanaise (rechts) Gebäudeschnitte im Größenverhältnis.
Beide Saalbauten sind in Treppenvorbau mit solarium, Sockelgeschoss und Saalgeschoss gegliedert. Am Haus rechts enthält die ältere Bauphase um 1100 (schattiert) noch einen Absatz in der Dachlinie zwischen Vor– und Saalbau, der bei späteren Stadthäusern nicht mehr auftritt.
Pl. 9.35 und 9.37, Ausschnitte.

Fußnoten

Ausführungen zur Stadtentstehung siehe v.a. Kap. 6.4, S. 373397.

Siehe Einzelbeschreibungen Kap. 3.2, ‚Haus mit Rundbogentor‘, Zusammenfassung S. 8081, Kap. 3.5 ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘, S. 232234, sowie Kap. 6.4.3.c, Hausbesatz 11.–13. Jahrhundert, S. 380383.

Zu diesem Begriff vgl. Kap. 5.4, Der Terminus domus solarata und das solarium, S. 325338.

Unterstützend der Hinweis von Étienne Hubert auf das Haus des Präfekten Cencius Stephani im Rione Parione (Rom), wo der Hauseigentümer in der Weihnachtsnacht 1075 Papst Urban II. eingesperrt hatte. Obwohl wahrscheinlich sogar befestigt, wird dieses Haus nicht als turris, sondern als domus bezeichnet (Hubert 1990, S. 186–187).

„Au bout du compte, l’habitat seigneurial du siècle 1050–1150 était constitué de deux éléments que les sources distinguent avec soin: une ou plusieurs domus que les actes ne décrivent pas mais sans doute peu différentes des domus solaratae, et une turris, généralement érigée sur un monument antique, où l’on se repliait en cas de nécessité mais où l’on n’habitait pas de façon permanente“ (Hubert 1990, S. 189). Hervorhebungen durch den Verfasser.

„Die romanische Stadt. Freiburg von unten“, Architekturwoche Baden-Württemberg, 18. bis 26. Sep. 1998, Tafel „Vom Turmhaus zum Stadthaus“. Die Ausstellung fand während der laufenden Forschungen in Cluny statt und berücksichtigte Teilergebnisse daraus. – Das bisher als spätromanisch eingestufte Biforium des Hauses Franziskanergasse auf derselben Tafel ist meines Erachtens als primär zu kennzeichnen; die umgebende Mauerstruktur lässt keine Phasentrennung gegenüber der Außenwand erkennen. Die Blendbögen und die Kerbschnittornamentik der Fenstersäule sind dem Biforium in der Nordhälfte der Ostwand des Grauen Hauses (Winkel i. Rhg.) vergleichbar, das von Meyer-Barkhausen ins letzte Drittel des 11. Jahrhunderts datiert wurde (Wiedenau 1983, S. 292). Diese Beobachtung bestätigt einen Datierungsvorschlag des Hauses vor 1120, den Beyer auf der Ausstellungstafel typologisch begründet.

Siehe auch Kap. 2.5.1., S. 27 Abb. 2.3. Es sind Hausdarstellungen aus dem Egbert-Kodex des Erzbischofs von Trier (950–993), aus dem Tutilo-Diptychon aus St. Gallen (850–913), aus dem Kodex des Erzbischofs von Cambrai sowie eine Kapitelldarstellung aus Vézelay (nach 1120) wiedergegeben.

Vgl. zum Beispiel das Fresko mit Ansicht von Florenz von 1352 im Ratssaal des Bigallo (Benevolo 1983, S. 235 Abb. 673).

„Dans le domaine de l’archéologie urbaine enfin, les informations disponibles sur la structure de l’habitat du Moyen Age central, trop peu nombreuses encore, ne sont guère utilisables aux fins d’illustration“ (Hubert 1990, S. 143) – Vgl. unterstützend vorliegend S. 8 Anm. 9.

A.a.O., S. 170–179.

A.a.O., S. 232.

Vgl. Kap. 6.4.3c., Hausbesatz 11.–13. Jahrhundert, S. 380383.

Benennung als burgus neun Mal zwischen ca. 1094 und 1166. Vgl. Kap. 380, Ausbau zur Stadt, S. 377 mit Anm. 118.

Roiné 1993: Cluny, Aménagement de la Place du Marché (ancienne cour des Écuries). Surveillance archéologique décembre 1988, Cluny 1993. Weitere freundliche Hinweise durch die Ausgräberin.

Auch im Fall des bandkeramischen Langhauses von Abb. 5.3 scheint die Vermessung zuvorderst der Erzeugung rechtwinkliger Hausecken zu dienen, weniger der Festlegung bestimmter Seitenverhältnisse, wie sie Naredi-Rainer herausstellt. Die Verteilung der Pfostenlöcher auf der Grundrissfläche erfährt keinen Einfluss durch die gleichseitigen Dreiecke des Schnurgerüstes. Es ist wahrscheinlich, dass diese Dreiecke nicht als geometrische Flächen wahrgenommen wurden.

Siehe Kap. 3.4.2., Aula von 1108, Konstruktion und Gesteine, S. 105 Anm. 105 (Jotsaldus, De vita et virtutibus sancti Odilonis abbatis, I, 13, PL 142, col. 908).

C 3406 (1065). (Die Hervorhebungen können zum Verständnis des Sachverhaltes zusammenhängend gelesen werden):

„Noverit omnis Cluniacensium fratrum conventus, preterea omnes Christi fideles tam presentis temporis quam futuri, quod adolescens quidam Jozerannus nomine, Hugonis et Suppliciæ filius, transitoria stabilibus et temporalia eternis commutans, laudante et auctorizante uxore sua Euphania necne filiis Gousfredo, Hugone et Vuidone approbantibus, domum suam in villa Cluniacensi sitam Domino Deo et beatis ejus apostolis Petro et Paulo, ob animæ suæ parentumque suorum remedium, jure perpetuo possidendam tradidit ac delegavit, ea videlicet ratione, ut undecunque commeantium paratum sit pauperum receptui ospitium, ubi introducantur, jaceant, et humanitate hospitali pro modulo inibi statuto curentur. Addixit quoque idem juvenis e servis suis unum ejusdem ospitii famulitio deputatum, pauperum curam gerentem, ignem, aquam, lectisternia [„Tafeln“, Anm. B.F.], queque alia poterit necessaria ministrantem. Verum ut idem famulus certam cotidianamque e fratrum cellario annonam habeat, dedit etiam idem adolescens de terris suis quas possidere videbatur, vineam et prata terramque arabilem quæ ideo visæ commodissime sunt, quia intra possessiones beati Petri claudebantur. Hanc autem traditionem hoc quoque pacto firmavit, ut si Deus ejus cor forte melius sapiendo inspiraverit, ut converti ad Dominum velit, sibi quoque misericordiæ aditus pateat, et societatem fraternitatis paratam habeat. Facta est autem donatio hæc et investitura supradictarum rerum in capitulo Cluniacensi, in manu domni Hugonis abbatis, anno incarnationis Domini M. LXV, indictione III, regnante rege Francorum Philippo anno IIII. Testes hujus traditionis Gaufredus, Hugo, Wichardus sunt, et alii quamplures“ (B. h.º229, CCXXXI, n. Bernard 1876–1903, IV, S. 512, zit. n. http://www.artehis-cnrs.fr/IMG/pdf/cbma/Cluny4.doc, 02.03.2008, 18:45Uhr). Hervorhebungen durch den Verfasser.

Wahrscheinlich handelt es sich um einen Ritter (vgl. Méhu 1999, S. 492), vielleicht um Joceran II. von Brancion und Uxelles (Dixon et.al. 1997, S. 103).

Vgl. die Situation in Rom: „Les maisons qui, aux Xe et XIe siècles, s’ouvraient sur une cour à usage privé étaient généralement pourvues d’un étage : toujours au Xe siècle, dans deux cas sur trois au XIe siècle“ (Hubert 1990, S. 163). Über einen Hof, den Hubert generell als Vorhof charakterisiert (Hubert 1990, S. 159), verfügten in Rom im 10.–11. Jh. mehr als ein Drittel, im 12. Jahrhundert weniger als ein Viertel, im 13. Jahrhundert ca. ein Zwanzigstel der Häuser (S. 162). In den Zeitraum der stärksten Veränderung fällt eine starke „expansion“ der Stadt ab den 1120er Jahren (S. 147). Es ist ein Vorgang, der zur selben Zeit auch in Cluny oder in Freiburg i. Br. zu beobachten ist und wahrscheinlich noch andere Städte in Europa betrifft.

Santangeli Valenzani 1997, S. 69 Abb. 5. Santangeli Valenzanis Darstellung zufolge löst die kompakte Hausform um das 5. Jahrhundert die Weiternutzung antiker Villen und Insulae ab. Er deutet die Befunde als Wohnbauten einer gehobenen Bevölkerungsschicht.

Vgl. zum Beispiel Wimpfen, Grabungen 1983–1987 (Kortüm 2005a, S. 253 Abb. 308 und Kortüm 2005a, S. 257 Abb. 314).

Dies ist auch als Hinweis darauf zu verstehen, dass die statistische Auswertung von Grundstücksbreiten nur begrenzte oder überhaupt keine Information über die früheste Bebauung ergibt; vgl. Kap. 1.3.2, S. 1517.

Zu einem vergleichbaren Ergebnis führten in Freiburg i. Br. zahlreiche Befundaufnahmen der dortigen Stadtkernforschung und Monumentenarchäologie. – Auf diesem Fundament an Befunden und Beobachtungen wurde der in der Plandokumentation (Pl. 9.6) enhaltene Vorschlag für die Stadtanlage von Freiburg erarbeitet, der zusätzlich die topographischen Gegebenheiten bei der Anlage der Stadtbäche und Straßen berücksichtigt und eine spezifisch hochmittelalterliche, an den Bauwerken von Cluny erkannte Raumordnungsweise anwendet.

Siehe zum Beispiel Kap. 3.5.9, ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ von 1136, Zusammenfassung, S. 232236.

Vgl. Kap. 3.4.5, Bauhistorische Stellung als Aula (Vergleich mit Paderborn), S. 147 mit Abb. 3.57.

Tate 1992, S. 174 Abb. 113 1–4). Die Stelle der Treppe zum Obergeschoss ist den Abbildungen nicht zu entnehmen. Beispiel eines weiteren Hauses mit doppelstöckiger Portikus in Sergibla (maison II), einer weiteren Portikus mit romanisch anmutenden Kapitellen (unter anderem ein Palmblattkapitell und steile attische Profile der Basen und Halsringe) in Refada, Maison II, a.a.O., S. 123 Abb. 186–189).

Varianten von Immo Beyer in Freiburg i. Br. auf dem Areal des „Grafenhofs“ (vgl. Beyer 1992, Titel) und auf der Burg Freiburg (um 1080) identifiziert anhand der Ikonographie des 16. Jahrhunderts (Sickinger-Plan von 1589) sowie durch den Vergleich mit Burgdorf (CH, Kanton Bern), wo der vorgesehene Verwaltungssitz des Rektors von Burgund als eine Wohnhaus-Saal-Kombination angelegt wurde und noch aufrecht steht (um 1200 bis 1218). Diese zähringische Hauptburg ist die einzige weitgehend erhaltene und in ihrer Substanz sicher mittelalterliche Zähringerburg. Der Vergleich mit dem ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ in Cluny zeigt bei allen Unterschieden im Detail, dass das mehrgeschossige Wohnhaus als Teil eines Typus ohne Wehrcharakter nicht vom Saalbau trennbar ist. Ein Donjon (vgl. Zettler 1990, S. 156–158) ist darin nicht zu sehen. (Zettler überträgt den Donjon ohne sicheren Nachweis auf weitere Burgstellen der Zähriger). Vielmehr steht in Burgdorf eigens ein befestigter Turm (Bergfried) als Zuflucht und Hoheitszeichen vom Wohnhaus getrennt. In Cluny ist ein derartiger Turm folgerichtig Element der Abtei (Tour des Fromages/Fèves). – Zum Bautyp vgl. auch die Bemerkung von Garrigou Grandchamp über südwestfranzösische Patrizierhäuser vom Typ „Maison à tour et salle“: „Il arrive qu’elle [la tour] soit aussi dévelopée que le logis (exemples vers 1300 à Catus et Rodez)“ (Garrigou Grandchamp 2003, S. 101). Ob die Bauten typologisch in der Nachfolge des „Saalbaus mit hohem Wohnhaus“ stehen, bleibt im Einzelfall zu klären.

Vgl. Objektbeschreibung in Kap. 34 sowie Baudokumentation.

Arkaden: vgl. auch Kap. 3.5.7, S. 211 Anm 266 (Königshalle Ingelheim); Treppengewölbe und Treppengänge: Granusturm Aachen; Querschnitt des deckenden Traufkanals mit Ziegelmehl-Mörtel: römischer Kanalstein im Museum von Souvigny.

Vgl. Kap. 6.4.3.b, Hinweise auf die Einwohner zur Zeit der Stadtanlage sowie 6.4.3.c, Hausbesatz 11.–13. Jahrhundert, S. 378383.

Halbach 1984, S. 260–348, jeweils Abschnitt „Datierung“.

Die Korrektur um rund 75 Jahre wird in der Einzelbeschreibung zum Haus in mehreren Abschnitten ausführlich dargelegt (Kap. 4.5.2, S. 272275).

Hubert 1990, S. 144–145 mit Bezug auf eine Urkunde von 7. Januar 1199 (Cartario di S. Maria in Campo Marzio, nº 66).

Vgl. zum allgemeinen Forschungsstand S. 8 Anm. 9. – In Freiburg i. Br. konnten mehrfach Hauserweiterungen des 12. Jahrhunderts im Bereich der Vorhöfe früherer Kernbauten festgestellt werden; in einem Fall (Salzstr. 20) ist die Linie eines an das Dach des Kernbaus angesetzten Pultdachs über dem straßenseitigen Anbau erkannt worden (Die romanische Stadt. Freiburg von unten, Architekturwoche Baden-Württemberg 1998, Tafel „Vom Turmhaus zum Stadthaus“).

Das ‚Haus mit Rundbogentor‘ von 1091 ist sekundär zu einem Reihenhaus ausgebaut worden. ‚Bau I um 1100‘ der Parzelle 1–3, rue de la Chanaise ist gegen 1200 zu einem Doppelsaalbau vergrößert worden. Im Haus von 1135/36 entsprechen der Grundriss und die Erschließung des Saalbaus dem System, das an den Reihenhäusern der spätromanischen Periode von 1150 bis ca. 1225 festgestellt wurde.

Pl. 9.19, 9.38, 9.39, Einzelbeschreibung Kap. 4.2.1, Typischer Aufriss des Reihenhauses nach 1150, S. 245.

11–13, place Notre-Dame / 3, rue de la Barre (Pl. 9.259.26).

Robert Suckale: Die Gotik als Architektur des Lichts. Festvortrag, gehalten am 26. Feb. 2009 im Berliner Pergamonmuseum zur Eröffnung des Kolloquiums Licht – Konzepte (Diskussionen zur archäologischen Bauforschung 10) des Deutschen Archäologischen Instituts.

Hubert 1990 passim.

Domus solaratae und terrineae, vgl. a.a.O., S. 142–147.

Vgl. a.a.O., S. 172–179.

A.a.O., S. 147.

A.a.O., S. 152–153.

Vgl. a.a.O., S. 159–165.

Vgl. a.a.O., S. 213.

Vgl. a.a.O., S. 216–222; zum typologischen und konstruktiven Vergleich siehe auch vorliegend Kap. 6.4.3, Hausbesatz 11.–13. Jahrhundert, S. 380383.

„Diffusion de la maison à étage et son affirmation comme modèle de l’habitation urbaine“, a.a.O., S. 232.

Vgl. a.a.O., Fototafel II b.

Schon seit der Amtszeit Abt Odos (927–942) fanden regelmäßige Rombesuche statt (Wollasch 1996, S. 55). Papst Urban II. (1088–1099), der die Kreuzzugsbewegung einleitete, war Cluniazenser und weihte 1095 den Choraltar von Cluny III (vgl. Wollasch 1996, S. 185–186). Um 1120 war Calixtus II. in Cluny, um 1130 Innozenz II. zur Weihe des Hauptschiffs der neuen Abteikirche; 1122 ging Abt Pontius nach Rom. Viele weitere Kontakte wären anzuschließen.

Vgl. dazu Plananhang, Isometrien Pl. 9.17, 9.34, 9.44; Ansichten und Grundrisse Pl. 9.19, 9.20, 9.359.44. – Den Anstoß zu einer Analyse in dieser Richtung gab die Themenstellung „Licht – Konzepte in der vormodernen Architektur“ des Deutschen Archäologischen Instituts, zu der ein Beitrag als Vorbericht der vorliegenden Dissertation eingebracht wurde (Flüge 2011, Schriftfassung des Vortrags vom 1. März 2009 „Domus solaratae der Periode Cluny III. Licht-Lösungen an Profanbauten der Zeit um 1100“).

Vgl. vor allem Kap. 6.3 und 6.4, S. 353397, mit Urkundenangaben. – Aus gutem Grund setzt Wulf Schirmer die Methoden der Bauforschung weitgehend gleich denen der prähistorischen Forschung (Schirmer 1995, S. 323).

„[...] il faut attendre le XIVe siècle pour trouver mention d’une domus solarata (cum) tribus solariis, c’est-à-dire trois étages au-dessus du rez-de-chaussée“ (Hubert 1990, S. 174).

Haus 11–13, place Notre-Dame / 3, rue de la Barre, ‚Saalbau mit hohem Wohnhaus‘ von 1136 (d), 3. OG des ‚hohen Wohnhauses‘.

Diese Definition schließt übrigens den „Söller“ mit ein (vgl. Koepf and Günther 1999, S. 420). Das Wort ist dem lateinischen solarium entlehnt.

Vgl. dazu eine Beobachtung von Jean-Denis Salvèque am Haus 4, rue Josephine Desbois (mit typischem Grundriss): „La profondeur de la pièce arrière la condamne à la pénombre“ (Garrigou Grandchamp et.al. 1997, S. 29 Abb. 98).

Es handelt sich um die so genannten „Écuries“, neuerdings vermehrt als „Hôtellerie de Saint Hugues“ bezeichnet. Aus einer Vielzahl von neuen Einzelbeobachtungen ergibt sich die querrechteckige Anlage des Baus, so dass dieser dem Bautypus der Aula zugeordnet werden kann. Vgl. Ausführungen in Kap. 3.4.5, S. 142149.

Günther Binding, Lemma „Aula“, in: Lexikon des Mittelalters 1999, I Sp. 1234.

Zur Übersicht bisheriger Befunde von Arkadenfenstern in Cluny vgl. die Aufstellung von Garrigou Grandchamp und Salvèque in Garrigou Grandchamp et.al. 1997, S. 190–206.

Ausführliche Beschreibung des Hauses in Kap. 3.2, S. 3481.

Siehe S. 55 Abb. 3.10, 3.11, Pl. 9.11 sowie Beschreibung S. 5557.

Ausführliche Einzelbeschreibung siehe Kap. 3.5, S. 150236.

Das erhaltene hochmittelalterliche Fensterfragment in der Westwand, ein Segmentbogen, entstammt einem spätromanischen Umbau, der, wie es scheint, eine vorhandene Fensteröffnung stark vergrößerte. Von einem ursprünglichen Fenster müssten, hätte es sich an anderer Stelle in der Wand befunden, Fragmente erhalten sein; zugleich ist die Existenz eines solchen Fensters analog zu den Befunden in Haus 20, rue du Merle bzw. 1–3, rue de la Chanaise anzunehmen; so bleibt als Folgerung nur die Vorstellung, dass der spätromanische Umbau ein existierendes Biforium erweiterte.

Es sind am Befund Biforien vorhanden, die an der Westgiebelwand in einer senkrechten Achse stehen, dazu Rechteckfenster oberhalb der Traufrinne und ein Hochfenster unterhalb des Ostgiebels.

Cluny, Musée d’art et d’archéologie, Inv.-Nr. 896–62.

„Cette sorte de loggia se veut une allusion cultivée à l’antiquité [...]“ (Corboz 1970, S. 54 Abb. S. 63).

Alle Fenster waren wie Türen konstruiert und nur mit einfachen Ladenklappen verschließbar, die unmittelbar an den steinernen Rahmen schlugen, außerdem lief die Bank falzlos von innen nach außen durch (vgl. Beschreibung Kap. 3.5.7, S. 212215). In späteren Jahrhunderten wurden feste Holzrahmen eingesetzt, die vor Kälte und Zugluft schützten.

Mit wenigen Bohlenwänden im Hausinneren könnten die im Äußeren asymmetrisch verteilten Biforien einem symmetrischen Innenraumbezug bilden. Vgl unterstützend: „Form und Verteilung der Fenster am spätmittelalterlichen Profanbau richten sich in der Regel mehr nach der inneren Raumaufteilung als nach der Symmetrie der Fassade. Eine symmetrische Fassadengestaltung setzt sich in Zürich zaghaft erst in der Renaissance durch [...]“ (Schneider 2002, http://www.burgenverein.ch/publikationen/artikel.cfm?ID=2002_2_1, 21.06.2014, 20:12 Uhr).

Vgl. Fensterbusch 1964, S. 281. Inhaltlicher Hinweis: Stefan Hajek, „Vitruv, Alberti, Pius II. und der Palazzo Piccolomini“, Kolloquium „Licht – Konzepte“ (Diskussionen zur archäologischen Bauforschung 10) des DAI, Berlin, Vortrag vom 1. März 2009.

Vgl. ausführliche Einzelbeschreibung Kap. 4.2, S. 239256, und Pl. 9.389.39.

Vgl. Einzelbeschreibung Kap. 4.3, S. 261265 und Pl. 9.409.41.

Aufgänge noch ohne Podest: Pl. 9.25 (Saalbau mit hohem Wohnhaus von 1136) Abb. 5.19 (Haus 9, rue du Merle, nach 1150, Podest später eingebaut), Pl. 9.409.41 (Haus 15, rue dʼAvril, nach 1150, Podest später eingebaut), Pl. 9.369.37 (Haus 1–3, rue de la Chanaise, gegen 1200).

Aufgänge mit Podest: S. 283 Abb. 4.29 (23, rue Filaterie / 1, pte. rue des Ravattes, Bauzeit ca. 1193 bis ca. 1208), S. 300 Abb. 4.37 (Saalhaus 17, rue de la République, um 1200), S. 304 und 305 Abb. 4.394.40 (6, rue dʼAvril, 1. H. 13. Jh.).

Vgl. Einzelbeschreibung Kap. 4.6.4, Typus und Datierung, S. 299300.

Ausführliche Beschreibung. Kap. 4.5., vgl. bes. 4.5.5, Zusammenfassung, S. 289. Datierung: Dormoy 2005a, Archéolabs réf. ARC05/R3325D.

Vgl. Einzelbeschreibung, Kap. 4.7.3, Neue typologische Elemente, S. 303306.

Das große Hospital im Osten der Abtei scheint ein Bau des fortgeschrittenen 13. Jahrhunderts zu sein (vgl. Kap.  2.5.2., S. 31 mit Abb. 2.6, sowie S. 32 mit Anm. 3132).

Vgl. Gai and Mecke 2004, S. 18 Abb. 16 sowie Übersicht a.a.O., S. 172 Abb. 112.

„Gästetrakt Abt Hugos [...] Ihre Pferde brachten die Gäste im Erdgeschoss in den ebenfalls nach dem Abt benannten Stallungen unter“ (Salvèque 2001, S. 50).

Bauhistorische Stellung als Aula der Periode Cluny III in Kap. 3.4.5, S. 142149.

Vgl. Kap. 3.4.5., S. 146 Anm. 182.

Vgl. Ingelheim, Grundriss, Befundplan (Binding 1996, S. 106 Abb. 14).

„‚Als er [Hugo] sich dem Sonnenuntergang näherte, begann er für die nachwachsenden Söhne eine kaiserliche Wohnung (aulam imperialem, und als einer, der sich vom Leben verabschiedete, bereitete er denen, die in das [geistlich-mönchische] Leben eintraten, eine Herberge, die an den Rang päpstlicher Höhe heranreichte‘ (hospitium ... ad apostolici culminis dignitatem)“, Wollasch 1996, S. 171, in Interpretation von Gilo 1200, S. II, I, 90).

Dormoy 2006a, Archéolabs réf. ARC06/R3275D; Dormoy 2006b, ARC06/R3275D/2.

„[...] Als Bauform ist die karol.[ingische] aula regia ein querrechteckiger, zumeist ost-west-gestreckter Bau mit Untergeschoß und einem über ein Solarium (wohl teilweise hölzerner über Außentreppen erreichbarer Vorbau) zugängl.[ichen] Obergeschoß [...]“ (Günther Binding, Lemma „Aula“, in: Lexikon des Mittelalters 1999 I, Sp. 1234). – Vgl. ausführlicher Anm. 182.